Nun komme ich doch tatsächlich noch dazu, von der Rumänien- Reise zu berichten.
Gleich nach Abschluss der letzten Klausuren bin ich gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher aus dem Kirchenkreis Schleswig in eine mir unbekannte Welt gestartet. Mit dem Zug ging es über Prag nach Rumänien. Unser Ziel war ein Dorf namens Cund in Siebenbürgen.
Dort gibt es einen Jugendhof, auf dem deutsche Jungen leben, die in ihrer Heimat nicht zurecht gekommen sind. Viele hatten in jungen Jahren schon reichlich Kontakt mit Drogen und Alkohol, lebten bereits jahrelang auf der Straße. In dem kleinen Dorf Cund leben und arbeiten sie in einer Tischlerei oder einer Schmiede. Einige kümmern sich um die Tiere des Hofes oder helfen in einer Weberei. Die Dinge, die in den Werkstätten hergestellt werden, werden in Deutschlend auf Handwerkermärkten verkauft. Unterstützt werden die Jungen von deutschen und rumänischen Erziehern und von einheimischen Handwerkern, die noch gelernt haben, z.B. auf dem offenen Feuer zu schmieden.
Es gibt auch eine kleine Schule für die Jungs. Sie werden individuell beschult. Ihr Ziel ist ein Hauptschulabschluss in Deutschland, den sie nach besonderen Richtlinien auch abschließen können.
Das besondere ist, dass die Jungs selber etwas leisten müssen und in Cund auch merken, dass sie etwas leisten können! Sie sind in dem Dorf angesehen und nicht, wie in Deutschlend, die Doofen von dre Straße, die nicht klarkommen. Wenn sie gemeinsam mit einem Mechaniker einen defekten alten Traktor wieder fit bekommen und der Bauer wieder damit arbeiten kann, ernten sie Anerkennung und sie sehen direkt ihren Erfolg. Das wirkt Wunder!
Hinzu kommt, dass die Jungs durch die Abgeschiedenheit nicht die Möglichkeit haben, so viel Unsinn zu machen. Es passiert mal das ein oder andere, es ist auch schon mal einer ausgebüxt. Aber sie sind nicht dieser Reizüberflutung ausgesetzt, wie in Deutschland.
Unsere Gruppe ist nach Cund gereist, um für die Kinder des Dorfes einen Spielplatz zu bauen. Im letzten Jahr hat eine Gruppe ein Haus renoviert, in dem die jüngeren Dorfkinder Schulunterricht erhalten und ein kleiner Kindergarten untergebracht ist. Außerdem leben in dem renovierten Haus nun drei Straßenkinder, deren Eltern nicht mehr für sie sorgen konnten.
Es gibt in Cund keinerlei Freizeitgestaltung wie Sportverein oder Jugendgruppen. Somit bleibt den Kindern nicht viel anderes, als auf der Straße zu spielen oder Quatsch zu machen. So wurde die Idee geboren, einen Spielplatz zu bauen, was im Nachhinein super angekommen ist.
Allein die Reise war für uns 11 Deutschen schon aufregend. Als wir nach ca. 30 Stunden ankamen und mit Kleinbussen vom Bahnhof abgeholt wurden, erwartete uns keine Autobahn, nicht einmal eine geteerte Straße. Die Fahrt ging über einen Sandweg, der von Regengüssen unterspült war ungefähr 20 km ins Hochland. Wir bezogen ein kleines Haus mit 2 großen Räumen und einem Bad. Fließend Wasser ist dort nicht selbstverständlich.
Das Dorf hat ca. 70 Einwohner, die meisten Bauern. Kirche und ehemaliges Schulgebäude sind verfallen, wie auch viele Wohnhäuser.
Zeitgleich mit uns war eine Jungswohngruppe aus dem Elisabeth- Heim in Havetoft in dem Dorf zu Besuch. Bei unserem Begrüßungsfest am Abend lernten wir uns kennen und wollten gemeinsam den Bau des Spielplatzes in Angriff nehmen!
Aus rohen Baumstämmen und ein bißchen Eisen wurde innerhalb von 12 Tagen ein toller Spielplatz. Wir legten Drainage, entrindeten die Baumstämme, gruben tiefe Löcher, sägten und bohrten.
Was zunächst fast unmöglich erschien wurde durch die tatkräftige Unterstützung der Havetofter Jungs Wirklichkeit! Der Spielplatz steht und der schönste Dank war die Freude der Kinder erleben zu dürfen!
anne - 9. Okt, 12:48